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Compliance als Navigationssystem für Unternehmen

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Compliance als Navigationssystem für Unternehmen

Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf einer Autobahn. Es gibt Leitplanken, die Sie auf Kurs halten, klare Regeln wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verbote, die für die Sicherheit aller sorgen. Sie sind nicht alleine, auch andere Autofahrer:innen sind unterwegs. Wir alle haben gelernt, aufeinander Rücksicht zu nehmen – nicht immer hält sich jeder daran. Wenn einmal etwas passiert, können wir auf den Pannenstreifen ausweichen. Auch Notrufsäulen verbinden uns schnell zur benötigten Hilfe. Wir alle nehmen unterschiedliche Ausfahrten und haben verschiedene Ziele. Doch wir alle haben ein Ziel gemeinsam: sicher und wohlbehalten anzukommen. 

 

So ähnlich verhält es sich mit Compliance im Unternehmen. Sie bildet den rechtlichen und ethischen Rahmen, innerhalb dessen sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen bewegen. Compliance sorgt dafür, dass alle Beteiligten – Geschäftsführung und Belegschaft – ein gemeinsames Verständnis davon haben, was erlaubt ist und was nicht. Es geht darum, Risiken zu minimieren, Vertrauen zu schaffen und den langfristigen Erfolg zu sichern.

 

Unternehmen, die ein Compliance Management System (CMS) aufbauen, schaffen einen Rahmen, der sicherstellt, dass sowohl gesetzliche Vorgaben als auch ethische Standards eingehalten werden. Dieser Prozess beginnt mit einer Risikoanalyse, um potenzielle Schwachstellen im Unternehmen zu identifizieren, gefolgt von der Implementierung von Maßnahmen zur Einhaltung und Vermittlung von Regeln.

 

Zudem ist ein funktionierendes Compliance Management dynamisch. Es muss sich an veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, neue technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Erwartungen anpassen können. Nur so kann es Unternehmen langfristig schützen und gleichzeitig Chancen eröffnen. Mit den globalen Herausforderungen von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ist ein neuer Player auf der Bühne: ESG – Environment, Social, Governance. Dieser erweitert den traditionellen Compliance-Rahmen um ökologische und soziale Themen, die künftig noch stärker integriert werden müssen.

 

ESG – Die Zukunft in drei Buchstaben 

ESG ist nicht nur ein Trend, sondern wird zunehmend zum festen Bestandteil einer modernen Unternehmensführung. Themen wie Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung sind für Investor:innen, Kund:innen und auch die breite Öffentlichkeit von wachsender Bedeutung. Vor allem der Europäische Green Deal hat in diesem Bereich starke Akzente gesetzt. Mit dem ambitionierten Ziel, Europa bis zum Jahr 2055 klimaneutral zu gestalten, hat die Europäische Kommission eine Vielzahl von Initiativen eingeleitet, die den Kontinent und seine Unternehmen auf den Pfad zur Nachhaltigkeit führen sollen. Diese Initiativen haben zu einer dynamischen Entwicklung neuer und angepasster EU-Verordnungen und Richtlinien geführt, die kürzlich in Kraft getreten sind oder kurz davorstehen, ihre Wirkungen zu entfalten. Diese neuen Anforderungen stellen viele Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. 

 

Green Deal – eine Chance für die Zukunft

Einer der zentralen Rechtsakte des Green Deals mit direkten Auswirkungen auf sehr viele Unternehmen ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die eine überarbeitete und erweiterte unternehmerische Berichtspflicht mit sich bringt. Ein zentrales Element dieser Richtlinie ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Double Materiality), die festlegt, welche Themen nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für die Umwelt, die Gesellschaft und andere Stakeholder von Bedeutung sind. Diese Analyse, bezieht ökologische, soziale und Governance-Faktoren und verlangt eine finanzielle Beurteilung von daraus ableitbaren Chancen und Risiken. Dies bildet die Grundlage für die obligatorische Berichterstattung und die Entwicklung von Aktionsplänen. In den kommenden Jahren wird die Berichtspflicht schrittweise ausgeweitet. Auch kleinere Unternehmen sind indirekt betroffen, da sie zunehmend von ihren Geschäftspartner:innen zur Bereitstellung von ESG-Daten aufgefordert werden. Dies zwingt auch diese, sich frühzeitig mit diesen Anforderungen auseinanderzusetzen. 

 

Hätte, hätte… Lieferkette

Eine weitere spezifische Compliance-Anforderung, die für die meisten Unternehmen ab Anfang 2025 gilt, ist die Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). Diese verpflichtet Unternehmen, Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Lieferkette zu erfüllen. Im Fall der EUDR müssen Unternehmen nachweisen, dass Produkte wie Soja, Palmöl oder Holz und daraus hergestellte Produkte nicht aus Entwaldung stammen. Ergänzt wird diese lex specialis durch das Europäische Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive - CSDDD), welche bis Mitte 2026 durch nationale Umsetzungsakte ausgestaltet wird und ab 2027 zur Anwendung kommen wird. 

Auch diese beiden Gesetze werden durch die Verpflichtungsweitergabe der direkt-verpflichteten Großen indirekt auch auf mittlere und kleine Unternehmen wirken und in Grundzügen von diesen umzusetzen sein. Hätte die Gesellschaft schon früher auf wesentliche Aspekte geachtet, wäre jetzt die gefühlte Regulierungsflut in dieser Dichte nicht notwendig gewesen. Doch was hilft schon der Konjunktiv…

 

Green Compliance – wichtiger denn je!

Im Zuge des Europäischen Green Deals wurden zahlreiche gesetzliche Initiativen eingeführt, von denen die oben genannten nur einen Teil der Interventionsbreite abdecken. Um die spezifischen Anforderungen für jedes Unternehmen zu bewerten und erfolgreich in die bestehenden Prozesse zu integrieren, ist ein effektives Green Compliance Management System unerlässlich. Ein tiefgehendes Verständnis für die neuen Vorschriften und deren Integration in existierende Strukturen ist entscheidend. Dies ermöglicht es, den Umsetzungsaufwand für Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen überschaubar zu halten. Gleichzeitig schafft dies die Grundlage dafür, dass Unternehmen die neuen Vorgaben nicht nur als bürokratische Hürden wahrnehmen, sondern auch als Chancen für eine zukunftstaugliche Positionierung erkennen und schlussendlich für sich nutzen können.

 

Risikomanagement – das Bindeglied

Ein wesentlicher Bestandteil beim Aufbau eines erfolgreichen Green Compliance Management Systems ist – wie bei anderen Managementsystemen – der risikobasierte Ansatz. Dieser Ansatz hilft Unternehmen, sich gezielt auf die relevanten (ESG-)Risiken zu konzentrieren, die ihre Geschäftstätigkeit beeinflussen könnten. Statt alle Vorgaben und möglichen Risiken pauschal zu behandeln, ermöglicht es der risikobasierte Ansatz, die Ressourcen auf jene Bereiche zu lenken, die für das Unternehmen am kritischsten sind. So werden gezielt Maßnahmen ergriffen, um sowohl regulatorische als auch ökologische und soziale Risiken frühzeitig zu erkennen und zu steuern. Dies bildet die Brücke zum Risikomanagement, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Ziele sicher und strategisch fundiert zu erreichen.

Risikomanagement: Die Kunst, Unsicherheiten in Chancen zu verwandeln

Risikomanagement ist in Unternehmen schon länger bekannt und gilt als eine der wichtigsten Disziplinen, um langfristigen Erfolg zu sichern. Doch was verbirgt sich genau dahinter? Im Wesentlichen geht es beim Risikomanagement darum, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Bewältigung zu ergreifen. Risiken können vielfältig sein: von wirtschaftlichen Schwankungen über technologische Entwicklungen bis hin zu rechtlichen oder regulatorischen Herausforderungen. Das Ziel des Risikomanagements ist es, eine Balance zwischen Risikovermeidung und Risikobereitschaft zu finden.

Ein gut strukturiertes Risikomanagement ermöglicht es Unternehmen, auf Veränderungen am Markt flexibel zu reagieren und gleichzeitig Stabilität und Kontinuität zu wahren. Dabei spielt es eine zentrale Rolle, das Unternehmen vor unerwarteten Schocks zu schützen und gleichzeitig Chancen zu nutzen, die aus Unsicherheiten entstehen.

 

Risikoappetit – wie viel Risiko ist vertretbar?

Ein entscheidendes Konzept im Risikomanagement ist der sogenannte Risikoappetit. Dabei geht es um die Frage, wie viel Risiko ein Unternehmen bereit ist einzugehen, um seine Ziele zu erreichen. Dies lässt sich hervorragend mit einer Fahrt auf der Autobahn vergleichen: Jeder kennt das Gefühl, bei strahlendem Sonnenschein vielleicht etwas schneller zu fahren, während man bei Regen oder Nebel die Geschwindigkeit deutlich reduziert. Hier wird der individuelle Risikoappetit spürbar: Bei guten Bedingungen wagt man mehr, bei unsichereren Bedingungen nimmt man sich zurück.

Unternehmen verhalten sich ähnlich. Wenn die Rahmenbedingungen günstig sind, wird möglicherweise ein höheres Risiko akzeptiert – etwa durch Investitionen in neue Märkte oder innovative Technologien. Hingegen werden bei wirtschaftlicher Unsicherheit oder strengeren regulatorischen Anforderungen die Zügel angezogen. Auch die Einschätzung, ob ein Risiko vermieden, übertragen, minimiert oder gar akzeptiert wird, hängt stark vom jeweiligen Risikoappetit ab und ist letztlich eine strategische Entscheidung, die sorgfältig abgewogen werden muss.

Die Brücke zur Autobahn zeigt: Auch in der Unternehmenswelt gibt es unterschiedliche "Geschwindigkeiten" und Handlungsspielräume, die von inneren und äußeren Umständen beeinflusst werden. Ein klar definiertes Risikomanagement sorgt dafür, dass man die Kontrolle behält und sicher ans Ziel kommt – egal ob bei Sonnenschein oder im Regen.

 

Compliance, ESG und Risikomanagement – drei Puzzleteile, die zusammengehören

In einer zunehmend komplexen Geschäftswelt sind Compliance, ESG (Environment, Social, Governance) und Risikomanagement drei zentrale Säulen, die untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Bereiche ergänzen sich, greifen ineinander und bieten Unternehmen ein starkes Fundament, um nachhaltig und verantwortungsvoll zu agieren. Sie lassen sich wie Puzzleteile betrachten, die gemeinsam das große Ganze formen – ein umfassendes System zur Steuerung von Risiken, zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und zur nachhaltigen Unternehmensführung.

Compliance, ESG und Risikomanagement sind keine isolierten Disziplinen, sondern ergänzen sich ideal. Compliance sorgt dafür, dass Unternehmen die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen einhalten und sich in einem klar definierten Rahmen bewegen. ESG erweitert diesen Rahmen, indem es soziale und ökologische Verantwortung sowie eine gute Unternehmensführung (Governance) in den Mittelpunkt rückt. Risikomanagement bildet das verbindende Element, das diese beiden Bereiche unterstützt, indem es potenzielle Risiken aufzeigt, die aus Nichteinhaltung von Regeln oder einer unzureichenden Berücksichtigung von ESG-Faktoren entstehen könnten.

Durch ein ineinandergreifendes System aus Compliance, ESG und Risikomanagement können Unternehmen nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllen, sondern sich auch zukunftssicher aufstellen. Nachhaltigkeit und langfristige Stabilität werden zu einem Wettbewerbsvorteil, wenn sie strategisch genutzt werden. Unternehmen, die ESG und Compliance erfolgreich in ihre Risikomanagement-Prozesse integrieren, erkennen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.

 

Fazit

Compliance, ESG und Risikomanagement sind wie drei Leitplanken, die das Unternehmen auf der Autobahn des Erfolgs begleiten. Sie bieten Orientierung, Sicherheit und helfen dabei, Risiken zu erkennen und zu bewältigen. Der Schlüssel liegt darin, diese drei Puzzleteile effektiv zusammenzufügen, um sowohl den gesetzlichen Anforderungen als auch den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden – sicher, nachhaltig und strategisch klug.

Studierende des Studiums „Compliance, ESG und Risikomanagement“ lernen genau diese wichtigen Zusammenhänge kennen. Sie erwerben das Wissen und die Fähigkeiten, um komplexe Compliance-Systeme zu entwickeln, ESG-Anforderungen umzusetzen und ein effektives Risikomanagement zu etablieren. Durch praxisnahe Fallbeispiele und theoretische Grundlagen werden sie auf die Herausforderungen der Unternehmenspraxis vorbereitet. Damit tragen sie dazu bei, Unternehmen sicher, nachhaltig und verantwortungsvoll zu steuern – und das sowohl im heutigen als auch im zukünftigen wirtschaftlichen und regulatorischen Umfeld.

 

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